Frischer Wind für die ID-Familie

Volkswagen hat mit dem ID.7 sein sechstes Elektromodell vorgestellt. Verkaufsstart ist im Sommer 2023, die ersten Autos sollen im Herbst ausgeliefert werden. Neuer Antrieb und neue Batterie sorgen laut VW-Prognosen für bis zu 700 Kilometer Reichweite.

Volkswagens neuestes Elektromodell feierte zeitgleich in Europa, China und Nordamerika seine Premiere. In Deutschland wurde der ID.7 im Motorwerk Berlin vorgestellt – einer alten Fabrikhalle, in der vor 100 Jahren Ziehl-Abegg-Elektromotoren für Flugschiffe gefertigt wurden. Jetzt dient das historische Gelände als Eventlocation und wird zu 100 Prozent mit Strom aus erneuerbaren Quellen betrieben. Passend zu Volkswagens Zukunftsplänen in Europa: „Schon 2026 werden wir das breiteste E-Portfolio aller Hersteller anbieten – vom Einstiegsmodell für unter 25.000 Euro bis zum neuen Topmodell ID.7“, sagt VW-Markenchef Thomas Schäfer. Die Zielsetzung ist ehrgeizig: Bis 2030 will VW einen „E-Auto-Anteil in Europa von 80 Prozent.“ Und: „Ab 2033 wird Volkswagen in Europa nur noch E-Autos produzieren.“

„Worldcar“ für die wichtigen Märkte

Mit der ersten VW-Elektrolimousine geht der sechste VW-Vollelektriker an den Start  – nach dem ID.4 soll auch der ID.7 ein „Worldcar“ werden. VW will mit dem neuen Flaggschiff in allen drei relevanten Märkten punkten. Vor allem in China verändert sich der Automobilmarkt stark. Erstmals seit den 1980er-Jahren hat VW seine Marktführerschaft in China an den jungen chinesischen Elektroautomobilhersteller BYD (11 Prozent Marktanteil im 1. Quartal 2023) verloren.

Verkaufsstart in Europa und China ist im Sommer 2023, die ersten Fahrzeuge sollen im Herbst ausgeliefert werden. In Nordamerika ist der neue Elektro-VW ab 2024 im Handel. „Der ID.7 ist sehr wichtig für uns und zeigt die Ausrichtung der Marke“, sagt Thomas Schäfer. „Ein wahrer Weltwagen und noch wichtiger, ein richtiger Volkswagen“, sagt Marketing-Vorständin Imelda Labbé.

Frischer Wind, „Elektro-Passat“

Die neue VW-Design-Zukunft (ID.2all) wurde weit nach der Entwicklung des ID.7 festgelegt, trotzdem setzt sich die knapp fünf Meter lange, 1,86 Meter breite und 1,53 Meter hohe E-Limousine optisch stark von den bisherigen ID-Modellen ab, ist deutlich konventioneller. Trotzdem oder gerade deshalb bringt der „Elektro-Passat“ frischen Wind in die vollelektrische VW-Produktpalette. Produziert wird die Elektrolimousine für den europäischen und nordamerikanischen Markt im VW-Werk in Emden. Wo bisher der Passat produziert wurde, laufen jetzt nur noch Elektroautos vom Band. Neben dem ID.7 wird dort auch der ID.4 gebaut, die Passat-Produktion wurde ins VW-Werk in Bratislava verlegt. Und ganz im Sinne der „In China, für China“-Strategie des Volkswagen-Konzerns werden die Fahrzeuge für den chinesischen und asiatischen Raum in China produziert. 

Reichweite, Assistenzsysteme, Preis

Und wie soll der ID.7 die Kunden überzeugen? Mit der neuen Antriebsgeneration, den größten Volkswagen-Akkus, großer Reichweite, sportlichem Fahrwerk, neuen Assistenzsystemen und moderatem Preis. 

Die in Kassel entwickelte 210 kW (286 PS) starke E-Maschine kommt unabhängig von der gewählten Batteriegröße zum Einsatz – zur Wahl stehen Akkus mit 77 kWh (ID.7 Pro) oder 86 kWh Speicherkapazität (beim später verfügbaren ID.7 Pro S), die laut VW-Prognosen Reichweiten von 615 Kilometer (77 kWh) beziehungsweise 700 Kilometer (86 kWh) ermöglichen soll. Die ersten Testfahrten werden zeigen, ob die Praxis hält, was die Papierform verspricht. Ladeleistungen von 170 kW (77 kWh) und 200 kW (86 kWh) versprechen definitiv ein schnelles Ladetempo.

Der lange Radstand von 2,96 Meter macht die E-Schräghecklimousine zum bequemen Reisemobil und weiterentwickelte Assistenztechnologien wie der „Travel Assist mit Schwarmdaten“ versprechen ein komfortables, assistiertes Fahren – bei Bedarf übernimmt der ID.7 auf der Schnellstraße ab 90 km/h die Quer- und Längsführung, assistierte Spurwechsel auf der Autobahn sollen ebenfalls möglich sein. 

Augmented-Reality-Head-up-Display serienmäßig

Der ID.7 ist der erste Volkswagen, der serienmäßig ein Augmented-Reality-Head-up-Display an Bord und damit ein neues Cockpit-Layout hat. Klassischen Instrumente sind endgültig Vergangenheit. Volkswagen setzt im ID.7 vielmehr auf das Zusammenspiel eines kleinen, digitalen Kombiinstruments (ID. Display) und des Head-up-Displays. Das ID. Display zeigt die gesetzlich vorgeschriebenen Standardinfos wie die Geschwindigkeit sowie Warnmeldungen an. Weitere für das Fahren wesentliche Informationen werden via Head-up-Display virtuell vor das Sichtfeld des Fahrers projiziert. Der 15-Zoll-Touchscreen in der Mitte des Armaturenbretts dient als Infotainmentsystem, auch hier setzt VW auf eine neue Generation, die einfacher zu bedienen sein soll.

Unter 55.000 Euro

„Der ID.7 ist für die Marke Volkswagen in Europa, China und Nordamerika ein extrem wichtiges Modell“, sagt Imelda Labbé. Die Vertriebs- und Marketingleute haben bei der Kalkulation deshalb mit besonders spitzem Bleistift gerechnet. Im Sommer startet der Verkauf des Basis-ID.7 mit dem 77-kWh-Akku in Deutschland, der Einstiegspreis soll unter 55.000 Euro liegen. Der ID.7 Pro mit größerem Akku folgt später, und schon im kommenden Jahr soll es auch eine Kombiversion geben.

Fotos: Volkswagen

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Logbuch: Praxistest VW ID.4

Franziska Weber