Die Zukunft bleibt spannend

Elektrifizierung, Autonomisierung, Digitalisierung – wie das Autoland Deutschland in die Zukunft blickt. Impressionen vom Technikkongress des VDA.

Die Automobilindustrie befindet sich in einem disruptiven Wandel: Neue Antriebskonzepte, autonomes Fahren und die Digitalisierung erfordern in allen Bereichen der Fahrzeugentwicklung neue Methoden. Die Automobilindustrie muss neue Wege gehen.

Passend dazu , wenn auch unbeabsichtigt: Am Tag der Verkündung des Diesel-Urteils in Leipzig hat der Verband der Automobilindustrie (VDA) zum 20. Technischen Kongress nach Berlin geladen, und über 900 Vertretern aus Industrie und Politik haben zwei Tage lang die „Die Zukunft der Automobilindustrie“ diskutiert.

„Umwelt, Energie und Elektromobilität“ sowie „Fahrzeugsicherheit und Elektronik“ waren die beiden Themenschwerpunkte des diesjährigen VDA-Kongresses. Rainer Bomba, Staatssekretär im Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur, brachte zu Beginn des Kongresses auf den Punkt, was überall herauszuhören war: „Es ist wichtig für Deutschland weiterhin, auch bei neunen Technologien an der Weltspitze zu sein.“ Schaeffler-Technologie-Vorstand Peter Gutzmer besann sich gleichzeitig noch auf die momentane Stärke der deutschen Automobilindustrie: „Man muss das Wissen der Herkunft in die Zukunft mitnehmen.“

In 37 Vorträgen wurden die verschiedensten Themen dargestellt – alle Redner versuchten Mobilitätslösungen für morgen mit Verweis auf Ihre jeweils neuesten Entwicklungen und Produkte vorzustellen. Keine Frage, die deutsche Automobilindustrie erfindet sich langsam aber sicher neu. Und wie nicht anders zu erwarten sind die Produkte gut durchdacht und sicherlich mehr als konkurrenzfähig. Aber warum hat das alles so lange gedauert im Entwicklerland Deutschland? Die Nachfrage hinkt dem Angebot immer noch hinterher: Mangelnde Reichweiten, lange Ladezeiten, fehlende Ladeinfrastruktur und hohe Anschaffungskosten sind die Hauptgründe. Das soll sich ändern.

„In Deutschland wird die Akzeptanz der Elektroantriebe über Hybride erfolgen“, sagt Schaeffler-Technologie-Vorstand Peter Gutzmer. Auch die neuen Mobilitätsdienstleistungen wie das Carsharing sollen den Menschen die Bedenken vor neuen Antrieben und dem autonomen Fahren nehmen. Jörg Lamparter, Chef der Daimler-Mobility-Services, erklärt: „Sobald selbstfahrende Fahrzeuge auf dem Markt sind, werden wir diese in all unseren Sparten einsetzen.“ Daimlers Carsharingunternehmen Car2go setzt bereits in drei Städten (Stuttgart, Madrid und Amsterdam) mit 1400 Fahrzeugen eine rein elektrische Flotte ein.

Bei allen Zukunftsbetrachtungen kommt, auch wegen des Diesel-Urteils, nicht zu kurz, dass noch ein langer Weg vor der Umsetzung all der elektrischen, autonomen und Digitalisierungs-Zielen liegt – 2030 sollen zwar 70 Prozent der weltweit gebauten Fahrzeuge elektrisch, hybridisch oder mit Wasserstoff angetrieben sein, aber gleichzeitig werden auf den Straßen noch immer 70 Prozent der Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor unterwegs sein. Gutzmer findet das Schwarz-Weiß-Denken in Bezug auf die neuen Antriebsarten falsch: „Man muss eine Kombination aus dem Neuen und Vorandenken und Alten und Bewährten schaffen“, denn „wenn man den Verbrenner vernachlässigt, dann verschließt man sich vor vielen Märkten.“ Außerdem könne man durch die Kombination zum einen die alternativen Antriebe vorantreiben und gleichzeitig die konventionellen Verbrenner verbessern und so deren CO2-Ausstoß verringern.

Es ist noch ein langer Weg in die elektrische und autonome Zukunft – und der Grundstein ist die Elektrifizierung. „Die Automatisierung schafft den Durchbruch nur mit der Elektrifizierung. Aber die Elektrisierung schafft den Durchbruch auch ohne Automatisierung“, sagt Ulrich Eichhorn, Leiter Forschung und Entwicklung der Volkswagen AG.

Die Zukunft bleibt spannend.

Franziska Weber