World Wide Wheels

// Ein Ex-Opelaner fährt Tesla // Toyota ohne Diesel // Zoll-Tarife für Anfänger // China für Anfänger // China für Fortgeschrittene

⊕⊕⊕⊕⊕⊕⊕⊕⊕⊕⊕⊕⊕⊕⊕⊕⊕⊕⊕⊕⊕⊕⊕⊕⊕⊕⊕⊕⊕⊕⊕⊕⊕⊕⊕⊕⊕⊕⊕⊕⊕⊕⊕⊕

Das Rad ist rund, die Welt ist bunt, und das Leben ist voller Überraschungen. Unsere Kolumne World Wide Wheels sucht die Nachrichten hinter den Nachrichten. Fakten oder Fake, Bingo oder Bullshit, Ross oder Reiter? Kommen Sie ran, lesen Sie rein, entscheiden Sie selbst.

⊕⊕⊕⊕⊕⊕⊕⊕⊕⊕⊕⊕⊕⊕⊕⊕⊕⊕⊕⊕⊕⊕⊕⊕⊕⊕⊕⊕⊕⊕⊕⊕⊕⊕⊕⊕⊕⊕⊕⊕⊕⊕⊕⊕

Manager strotzen gerne vor Selbsbewusstsein, Spitzenmanager sowieso. Manchmal hat der Glaube ans eigene Ego eine gesunde Basis, manchmal auch nicht. Stil ist jedenfalls eine andere Kategorie. Ex-Opel-Chef Karl-Thomas Neumann verkündete jetzt per Twitter, dass er und seine Frau „umparken“. Nicht im Kopf, wie es der Opel-Slogan zu Neumanns Zeiten empfahl, sondern in der heimischen Garage. „Unsere Mobilität wird voll elektrisch #BMW #Tesla.“ Soviel zum Thema Loyalität. Neumann war vier Jahre lange Opel-Chef, von Anfang 2013 bis Mitte 2017 hat er der Marke mit dem Blitz zuverlässig enorme Verluste eingefahren. Und weil gleichzeitig Millionen auf seinem Gehaltskonto landeten, kann er sich jetzt E-Autos aus Bayern und Kalifornien leisten. Und prahlt auch noch damit. Auf die Idee, mit der Anschaffung zweier Opel Ampera-e noch einmal einen starken Abschiedsgruß nach Rüsselsheim zu senden, kam er ganz offensichtlich nicht. Die Belegschaft, die derzeit die Opel-Misere unter dem scharfen Spardiktat der neuen französischen PSA-Herren ausbaden muss, darf sich ihren Teil denken.

Noch eine Nachricht, die kein Ausrufe-, sondern ein Fragezeichen verdient. Toyota will in Europa keine Diesel mehr verkaufen. Die Botschaft klingt nach Alarm, meint aber bei näherem Hinsehen nur die Ankündigung, bei Pkw-Neuentwicklungen künftig auf den Selbstzünder zu verzichten. Alle aktuellen Modelle sind vom Diesel-Bann selbstverständlich nicht betroffen. Und in seinen leichten Nutzfahrzeugen wie dem Pickup Hilux, dem Transporter Proace oder dem Geländewagen Land Cruiser wird Toyota auch weiterhin Dieselmotoren anbieten. „Um die Kundenbedürfnisse zu erfüllen“, wie es in einer Unternehmensmitteilung heißt. Alles andere wäre nämlich schlecht fürs Geschäft.

Ein alter, weißer Mann sitzt im Weißen Haus. Das passt vielen Meinungsmachern zwischen Berlin und Boston überhaupt nicht. Man hätte in Washington viele lieber die weiße, alte Frau gesehen. Jetzt macht Donald Trump sein Ding für Amerika, und wenn ihm die Dumpingpraktiken des Auslands nicht passen, etwas bei der Vermarktung von Stahl und Aluminium, dann denkt er über Importzölle nach. Das darf er nicht, jammert im Brüsseler Sandkasten Herr Juncker und droht mit dem Plastikschäufelchen. Auch die EU könne nämlich Zölle erheben, zum Beispiel auf Harley-Davidson-Motorräder. Wir wissen nicht, was der Kommissionspräsident raucht, wenn er im Namen der EU Drohkulissen aufbaut. Wir wissen aber, dass es europäische Einfuhrzölle für amerikanische Fahrzeuge schon heute gibt: zehn Prozent auf einen normalen Pkw, 22 Prozent auf einen fetten Pickup und je nach Hubraum sechs bis acht Prozent auf jedes Motorrad. Die USA, liebe Handelskrieg-Hysteriker, nehmen momentan auf Fahrzeuge aus Europa zwei Prozent Importzoll. Noch.

Im Vergleich zu Chinas Machthaber Xi Jinping ist auch Donald Trump nur ein Macher light. Mehr gibt die amerikanische Verfassung nicht her. Xi lässt sich in diesen Tagen vom Volkskongress zum Präsidenten auf Lebenszeit wählen. Die bisherige Amtszeitbeschränkung auf zwei Wahlperioden findet Xi unpraktisch. Zu wenig Zeit zum Durchregieren. Chinas absoluter Führer ist heute 64 Jahre alt. Vielleicht wird er ja 94. Dann würde die Milliarden-Nation 30 Jahre lang von einem alten Mann regiert. Tolle Aussichten für europäische und amerikanische Unternehmen, die in China nur unter der restriktiv-rigiden Knute einer totalitären Staatsführung Geschäfte machen dürfen.

Umgekehrt läuft natürlich alles liberaler. Der chinesische Milliardär Li Shufu hat sich in großem Stil beim Daimler eingekauft. Knapp zehn Prozent des deutschen Industrie-Juwels gehören jetzt einem Mann, der logischerweise engste Beziehungen zur kommunistischen Spitzennomenklatur in Peking pflegt. Li hat bei der Übernahme des Daimler-Zehnten getrickst. Um die Drei-Prozent-Meldeschwelle bei Aktienpaketkäufen zu umgehen, hat er sich offenbar durchs Unterholz der Finanzmärkte geschlichen. Alles legal, sagen seine Banker. Wir wussten von nichts, sagt die Bundesregierung. Wir auch nicht, sagt der Daimler-Aufsichtsrat. Dort werden in Gestalt von Herrn Li oder einem Abgesandten bald chinesische Interessen vertreten. Freihandel und Globalisierung ist für die KP-Führung ein Mittel zum Zweck. Mit seiner gigantischen Marktmacht (1,3 Milliarden Menschen) im Rücken kauft sich China im Westen den Vorsprung der letzten 100 Jahre:Technik, Know-how, Kompetenz, Marken. 100 Jahre sind in der chinesischen Geschichte übrigens nichts. Das Reich der Mitte fußt auf einer jahrtausendealten Kultur der Kunst, der Wissenschaften und des Handels.

Oskar Weber