motorfuture zum Mitsummen. Heute: Formel E.
Enjoy The Silence. Depeche Mode erinnern uns daran, dass Schweigen manchmal Gold ist. Aber es gibt oft zwei Seiten der Medaille. Beim Motorsport zum Beispiel. Die einen sagen, Motorsport ist laut: glühender Asphalt, brüllende Sechszylinder-Motoren, Geschwindigkeiten über 350 km/h. Die anderen sagen, Motorsport ist leise. Alejandro Agag zum Beispiel. Seit 2004 reist er mit seiner vollelektrischen Rennserie Formel E um die Welt. Und weil die Formel-E-Boliden weder Abgase noch Lärm produzieren, finden die Rennen auf Stadtkursen in Großstädten statt. Mal mehr, mal weniger zentral. Agags Hintergedanke: den Motorsport zum Publikum bringen, um den Menschen die Elektromobilität näher zu bringen. Am Renntag hört man nur ein Summen oder Pfeifen der Motoren.
Echte Petrolheads? Die pfeifen auf die vollelektrische Rennserie. Walter Röhrl zum Beispiel. Der hat jüngst in einem Interview gesagt, dass er bei Formel-E-Übertragungen schnellstmöglich wegschalten muss, um nicht den Fernseher einzutreten.
Bei der Formel E treffen zwei Welten aufeinander. Der traditionelle Motorsport und eine neue Technologie. Aber war es nicht immer genau das, was Motorsport war? Ein Technologielabor für Hersteller? Von der Strecke auf die Straße? Genau. Aber Agag hat die Rechnung ohne die Fans gemacht. Echten Motorsportfans geht es um mehr. Um Geschwindigkeit, Sound und partiell auch um das Gemeinschaftsgefühl, das etwa aus den 24-Stunden-Rennen in Le Mans oder am Nürburgring Open-Air-Festivals macht. An der Strecke aber auch auf dem Campingplatz, dort, wo die Motorengeräusche die Fans in den Schlaf wiegen.
1894 fand das allererste Autorennen der Welt statt. Von Paris nach Rouen. Die Geburtsstunde der Formel E liegt ebenfalls in Paris. Zufall? Marketing? Oder ganz einfach, weil die FIA ihren Sitz in Paris hat. Und der damalige FIA Präsident Jean Todt im Jahr 2011 mit Alejandro Agag beim Abendessen war.
Marketing hin oder her. Die Formel E hat in ihren acht Saisons gezeigt, dass Elektromotoren spannenden Rennsport liefern können und, was vor allem für die Hersteller wichtig ist, dass Elektromotoren und Akkusysteme auch unter Höchstbelastung zuverlässig funktionieren. Die Serie hat die Elektromobilität weitergebracht, keine Frage. Fraglich ist aber, ob das Konzept des klassischen Motorsports einfach auf elektrische Rennfahrzeuge umgepolt werden kann. Enjoy The Silence. Wenn wir Depeche Mode richtig verstanden haben, schadet es gar nichts, es mal ruhiger angehen zu lassen. Aber nur im übertragenen Sinn.
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