Neues aus Genf? Nicht wirklich. Der Autosalon ist das, was er immer war: eine kleine Bühne für die Tänzer einer großen Branche. Nur etwas hat sich geändert: Das goldene Kalb glotzt nur noch schüchtern in die Gegend.
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Neue Welt und alte Welt. Analoge Vergangenheit und digiitale Zukunft. Die Märkte jubeln und die Lohnknechte fürchten sich. Nur in einem sind sich der kleine Mann und das große Kapital einig: Kein Stein wird auf dem anderen bleiben. Dieter Zetsche ist, um im Bild zu bleiben, der kleine Mann des großen Kapitals. Der noch amtierende Daimler-Chef sagte eine Woche vor Genf auf der Mobilfunkmesse in Barcelona: „Es ist kein Naturgesetz, dass Daimler ewig besteht.“ Wer die Geschichte kennt, weiß, dass Zetsche die Geschichte kennt.
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In Genf zeigt ein Piech eine Sportwagenstudie. Nein, nicht Ferdinand, sondern Anton Piech. Anton ist der Sohn vom Alten und der Urenkel vom ganz alten Ferdinand Porsche. Antons Automarke heißt Piech, die Studie trägt den Namen Mark Zero. Das Auto ist ein Elektrosportler, ist ja klar, und Anton Piech sagt: „Wir haben einen Sportwagen entworfen, wie wir ihn uns selber wünschen.“ Auch klar. Ferdinand Porsche, der Urgroßpapa, hat übrigens vor 120 Jahren mit einem Elektroauto angefangen. Das Familienunternehmen Porsche, an dem auch die Piechs nach wie vor sehr maßgeblich beteiligt sind, steht mit brachialem Mut an der Schwelle zur Elektroautofirma. Auch das ist bekannt. Aber der Blätterwald raunt schon wieder. Von Rache ist die Rede, von unbeglichenen Rechnungen, von Dallas und Denver in Salzburg und in Zuffenhausen. Wenn manche Kollegen nur halb soviel Fantasie ins eigene Produkt gesteckt hätten, würden der Medienbranche die vielfach hausgemachten Probleme jetzt nicht über den Kopf wachsen.
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BMW mit Mercedes. Mercedes mit BMW. Alte Rivalen mit dem Rücken zur Wand. Jetzt will man gemeinsam „die nächste Technologiegeneration für automatisiertes Fahren entwickeln“. Ziele sind „eine flexible Plattform und kürzere Innovationszyklen“. Und Skaleneffekte. Das ist kein Kulturwandel, das ist eine Revolution. Die ganze Premiumpracht ist plötzlich nur noch ein Ziergärtchen. Wenn Donald Trump streng guckt und China hüstelt, hat die deutsche Industrie eine Lungenentzündung am Hals. Und mit ihr das ganze Land.
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Daimler mit BMW. BMW mit Daimler. Alte Rivalen mit dem Rücken zur Wand. Jetzt will man gemeinsam die Carsharing-Zukunft bestreiten. CarSharing, Ride-Hailing, Parking, Charging und Multimodalität – so heißt das heute – sollen weiter ausgebaut und eng miteinander verzahnt werden. Der Verbund umfasst fünf Joint Ventures, die Marken car2go (Daimler) und DriveNow (BMW) firmieren jetzt unter SHARE NOW. Die mittelständische Konkurrenz aus dem Vermieter-Profilager ist unterdessen schon einen Schritt weiter: SIXT share kombiniert Carsharing mit Autovermietung – der Kunde kann jederzeit von ganz kurzfristig auf längerfristig (bis 21 Tage) umdisponieren, berechnet wird der jeweils günstigste Tarif. Ob das funktioniert? Sixt startet in Berlin und hat bereits weitere Ideen auf Lager. Weltweit. Gut möglich, dass für Großstadtbewohner das eigene Auto bald tatsächlich eine Idee von gestern ist.
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Volkswagen mit Microsoft. Wir zitieren aus der Pressemitteilung: „Volkswagen will die Automotive Cloud, die bislang vorwiegend für den europäischen Markt entwickelt wird, auf China und die USA ausweiten. Auch dort wird Microsoft Azure mit Diensten rund um Cloud und Edge Computing, künstlicher Intelligenz (KI) und Internet der Dinge (IoT) die Basis des wachsenden digitalen Ökosystems. Dieses wird die Volkswagen Automotive Cloud als wesentlichen Kern für Daten der Fahrzeuge und Dienste nutzen. Entwickelt wird die Automotive Cloud von der Marke Volkswagen federführend im Konzern, gemeinsam mit Partnern.“ Alles klar? Basis des wachsenden digitalen Ökosystems. Microsoft mit Volkswagen.
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Genf gibt auch seinen Senf dazu. Ein paar Showcars, ein paar Premieren, viele wichtige Gesichter, viel Langeweile, absurde Hotelpreise. Der übliche Rahmen. Auch der ist möglicherweise bald von gestern.