Logbuch Kia Niro EV

Unterwegs mit der zweiten Generation des Elektro-SUV. Fahrbericht.

Die Designer des neuen Kia Niro haben sich für eine markante Formensprache entschieden. Zunächst fällt vor allem die verwinkelte Form des Tagfahrlichts ins Auge, deren Linie an den hinteren Reflektoren wieder aufgenommen wird. Die Fahrzeugfront des EV ist  geschlossen. In der Mitte des angedeuteten Grills ist der beleuchtete Ladeanschluss platziert. Das erleichtert die Zugänglichkeit an Ladestationen, die Alltagspraxis belegt es. Oberhalb der hinteren Radhäuser sind es die auf Wunsch farblich abgesetzten AeroC-Säulen, die beim Niro besonders auffallen. Für eine optimale Aerodynamik wird hier der Luftstrom durch einen Hohlraum geführt, was mit zu dem guten Luftwiderstandsbeiwert beiträgt: 0,286 cW. Mit den LED-Rückleuchten im Bumerang-Look gibt es zwei weitere Hingucker. Ein Dachspoiler sowie ein robust gestalteter Unterfahrschutz runden die neue Niro-Optik ab.

Viel Platz für die Passagiere

Mit 4,42 Metern ist der Kia Niro in der Länge um 6,5 Zentimeter, in der Breite um zwei Zentimeter auf 1,83 Meter (ohne Außenspiegel) und in der Höhe um einen Zentimeter auf jetzt 1,57  Meter gewachsen. Der Radstand liegt bei 2,72 Metern. Das bringt mehr Platz im Innenraum. Und weil die überarbeiteten Vordersitze ein schlankes Format haben, können auch großgewachsene Menschen im Fond noch komfortabel reisen. In die Lehnen der Vordersiotze haben die Techniker wie schon beim EV6 USB-C-Anschlüsse integriert.

An den EV6 erinnert auch die Gestaltung des Armaturenträgers sowie der Bedienelemente. Die beiden nebeneinander liegenden 10,25 Zoll großen Displays wirken wie eine große Einheit. Vor dem Fahrerplatz ist das volldigitale Kombiinstrument platziert, an das sich der Touchscreen für das  Navigations- beziehungsweise das Infotainmentsystem anschließt. Direkt unter diesem Bildschirm liegt eine Bedienleiste, mit der sich sowohl Infotainmentsystem als auch Klimaanlage einfach bedienen lassen. Der Starterknopf und der Drehschalter für das Vorwärts- oder Rückwärtsfahren samt  P-Stellung sind beim elektrischen Niro wie schon beim  EV6 griffgünstig auf der Mittelkonsole angesiedelt. Auch die Sitzheizung sowie die elektronische Feststellbremse werden hier bedient. Direkt davor ist die Ablage, auf der das Smartphone kabellos geladen werden kann. Unter der mittleren Armablage gibt es ein großes Staufach. In den Türen können Einliter-Flaschen verstaut werden.

Der Kofferraum des Kia Niro fasst 475 Liter (24 Liter mehr als bisher) und kann beim Vorklappen der hinteren Lehnen auf einer fast ebenen Fläche bis auf ein Gesamtvolumen von 1392 Liter vergrößert werden. Die Ladekante ist allerdings recht hoch. Außerdem muss beim Ein- und Ausladen eine kleine Stufe überwunden werden. Das Ladekabel findet Platz im 20 Liter großen Frunk mit zusätzlichem Deckel unter der vorderen Haube. Gewichtsmäßig hat der Kia Niro EV mit 1.757 Kilogramm im Vergleich zum Vorgänger um 50 Kilogramm abgespeckt, die erlaubte Zuladung hat sich um 25 Kilogramm erhöht.  

Im Idealfall 463 Kilometer Reichweite

Angetrieben wird der Niro EV von einer 150 kW (204 PS) starken E-Maschine, die ein Drehmoment von 255 Newtonmeter über ein Einstufen-Getriebe auf die Vorderachse bringt. Der Sprint aus dem Stand auf Tempo 100 erfolgt laut Datenblatt in 7,8 Sekunden, in der Spitze sind 167 km/h möglich. Die Energie wird in einer Lithium-Ionen-Polymer-Batterie mit einer Nennkapazität von 64,8 kWh gespeichert. Das soll bei optimalen Bedingungen für 463 Kilometer Reichweite sorgen. 

Mit ordentlich Antritt und Durchzug bringt der Niro EV typischen E-Auto-Spaß. Das Fahrwerk ist harmonisch abgestimmt, der Kompakte liegt satt auf der Straße und rollt souverän über schlechte Straßenabschnitte. Die einigermaßen direkt reagierende Lenkung führt dazu, dass der Niro dabei gut in der Spur bleibt und auch schnelle Spurwechsel anstandslos meistert. Die Anpassung der Sitzposition gelingt perfekt, sämtliche Anzeigen liegen gut im Blick und die Bedienelemente lassen sich leicht erreichen. Erfreulich: Lautstärke- und Klimaregelung können mit herkömmlichen Drehknöpfen manuell eingestellt werden.

Verbrauch? Gar nicht so übel

Positives auch von den Verbrauchswerten. Kia gibt 16,2 kWh pro 100 Kilometer (WLTP-Norm). Wir hatten die Chance, mit dem Niro EV mit Tempo 150 bis 160 über die Autobahn zu düsen, sind dann im hügeligen Gelände flott bergauf gefahren. Danach meldete der Bordcomputer einen Verbrauch von 29,7 kWh – nicht überraschend bei dieser Fahrweise. Bergab zurück mit leichterem Fuß auf dem Strompedal lag der Durchschnittswert nach etwa 70 Kilometern schließlich bei 17,2 kWh/100 km. Keine schlechte Bilanz, die auch die Werksangabe für die Reichweite von bis zu gut 460 Kilometern in einen theoretisch realistischen Rahmen stellt.

Laut Datenblatt dauert es an einer 80-kW-DC-Ladestation bei optimalen Bedingungen 45 Minuten, um den Akku des Niro EV von zehn auf 80 Prozent zu laden. Ein Dreiphasen-On-Board-Charger, eine Wärmepumpe und eine Batterie-Vorkonditionierung zählen zur serienmäßigen Ausstattung. Gerade das Vorheizsystem ist laut Kia wichtig, um bei niedrigen Außentemperaturen die Ladezeit zu verkürzen und die Batterieleistung zu sichern. Ist eine Ladestation als Navigationsziel ausgewählt, bringt das System den Akku – auf den es ebenfalls die Sieben-Jahres-Garantie gibt – kurz vor dem Ziel auf die optimale Temperatur.

Der Kia Niro EV wird zum Marktstart in der Ausstattungsversion Inspiration angeboten. Serienmäßig an Bord: Klimaautomatik, Sitzheizung vorn, beheizbares Lenkrad, Audiosystem mit Touchscreen und Smartphone-Integration, volldigitales Kombiinstrument, Navigationssystem (10,25 Zoll), Head-up-Display,  Bluetooth-Freisprecheinrichtung mit Spracherkennung, elektrisch verstellbare Vordersitze, USB-Ladebuchsen vorn und im Fond, Rückfahrkamera, Parksensoren hinten, Tempomat, 17-Zoll-Aluräder, Dual-LED-Scheinwerfer, elektrisches Glasschiebedach, sensorgesteuerte Heckklappe, elektrische Außenspiegel. Außerdem die Dachreling und die siebenjährige Garantie. Macht 47.590 Euro. 

Technische Daten im KATALOG e

Fotos: Kia

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Wolfgang Schaeffer