Logbuch MG4

Unterwegs mit dem vierten Vollelektriker der chinesischen Marke. Fahrbericht.

Die Marke MG gehört seit Jahren zum chinesische Hersteller SAIC und schwimmt voll auf der Elektrowelle. Nach dem ZS EV, dem Marvel R und dem MG5 geht jetzt mit dem MG4 bereits der vierte MG-Vollelektriker an den Start.

Das jüngste Modell des chinesischen Autobauers lässt sich in der Kategorie kompaktes Schrägheckmodell einordnen. Der MG4 Electric ist das erste Modell von MG Motor, das auf der neuen MSP-Plattform („Modular Scalable Platform“) aufbaut und nicht zuletzt deshalb „das bisher wichtigste Auto seit der Rückkehr der Marke nach Europa“, wie es ein Firmensprecher formuliert. Soll heißen: Die MSP-Technik ist die Basis für die mittelfristige Elektro-Offensive der Marke.

Kompakt, wendig, ziemlich kräftig, zwei Akku-Optionen

Der Viertürer mit der recht großen Heckklappe misst in der Länge 4,29 Meter, in der Breite inklusive Außenspiegel 2,06 Meter und in der Höhe 1,50 Meter. Der Radstand von 2,71 Metern trägt zu guten Platzverhältnissen im Innenraum bei, das Gepäckraumvolumen steht mit 350 bis 1165 Litern im Datenblatt, der Wendekreis von 10,6 Metern sorgt für ein wendiges Fahrverhalten in der Stadt.

Angetrieben wird der knapp 1,7 Tonnen schwere MG4 (448 Kilogramm Zuladung) von einem Permanentmagnet-Synchronmotor über die Hinterräder, die Leistung beträgt wahlweise 125 kW (170 PS)  oder 150 kW (204 PS). Das garantiert einen kräftigen Antritt. Die 100-km/h-Marke wird bei Vollstrom nach 7,7 beziehungsweise 7,9 Sekunden passiert, bei 160 km/h regelt die Elektronik ab.

Auch bei der Batteriekapazität haben die Kunden die Wahl: 51 oder 64 kWh. Der kleinere Akku ist eine Lithium-Eisen-Phosphat-Version, beim größeren setzt MG auf eine Nickel-Kobalt-Mangan-Variante. Das bedeutet unterschiedliche Ladeleistungen: 117 beziehungsweise 135 kW an der DC-Ladesäule, 6,6 oder elf kW am AC-Ladepunkt. Die Normreichweiten (WLTP) liegen zwischen 350 und 450 Kilometern. Auf beide Akkus gibt MG eine Garantie von sieben Jahren oder 150.000 Kilometern. 

Der Wind, der Wind

Auf den ersten Fahrten mit dem MG4 waren wir mit der Luxury-Version unterwegs. Bereits nach wenigen Kilometern wird deutlich, dass das Fahrwerk des Wagens auf Komfort getrimmt ist. Querrillen oder Schlaglöchern auf schlechten Wegstrecken werden souverän pariert. Die elektrische Servolenkung reagiert durchaus präzise und die Gewichtsverteilung von 50:50 trägt dazu bei, dass sich der MG4 bei Bedarf auch recht flott um die Ecken bewegen lässt. 

Allzu eilig sollte man es aber nicht haben, denn mit wachsender Geschwindigkeit nehmen die Windgeräusche doch deutlich zu. Bis Tempo 120 – ein gutes Marschtempo für verbrauchsorientierte E-Auto-Fahrer – ist aber alles okay.

Gute Verbrauchswerte

Apropos: Beim Verbrauch gibt es tatsächlich nichts zu mäkeln. Steht die Tachonadel konstant bei der Marke 100, zeigt der Bordcomputer 16 kWh/100 km an, bei Tempo 80 sind es 15 kWh. Und bei der Fahrt durch die City mit deutlich mehr Rekuperationsphasen geht der Verbrauch auf 14,3 kWh/100 km zurück. Dann bremst der Elektromotor den MG4 Electric je nach Wahl in drei unterschiedliche Stufen – Comfort, Normal, Sport. Dass die gewünschte Rekuperationsstärke nicht über Pedals oder Schalter aus- und angewählt werden kann, ist allerdings nicht ideal. 

Dafür trumpft der MG4 beim Laden groß auf. Mit einer Restladung von elf Prozent in der Batterie nimmt der zuvor beim Fahren auf Temperatur gebrachte Akku  (optional ist die Batterie auch vorheizbar) an einer Schnellladesäule direkt 136,5 kW auf. Und die Ladekurve bleibt über einen langen Zeitraum konstant bei etwa 130 kW. Nach etwas mehr als 30 Minuten meldet der Akku 80 Prozent Ladestand.

Material, Verarbeitung, Sitze: gut

Im Innenraum hinterlässt der MG4 Electric einen wertigen Eindruck. Das gilt für die  Materialauswahl ebenso wie für die Verarbeitung. Die Sitze sind bequem. Vor dem Fahrer liegt ein sieben Zoll großes digitales Kombiinstrument für die wichtigsten Informationen.  Rechts daneben ist ein 10,25 Zoll großer Infotainmentbildschirm mit Smartphone-Anschluss (Apple CarPlay, Android Auto) platziert. Auf einer frei schwebenden Konsole davor haben die Designer den Drehschalter zur Wahl fürs Vorwärts- oder Rückwärtsfahren sowie das Parken angesiedelt. Übrigens: der MG4 hat keinen Startknopf mehr. Das System wird hochgefahren, sobald man das Bremspedal betätigt.

Der Basispreis für den MG4 Electric beträgt 31.990 Euro, der sehr umfangreich bestückte Luxury (zahlreiche Assistenzsysteme, 360-Grad-Kamera, Wärmepumpe für Klimatisierung, Vehicle-to-Load-Technik für externe Verbraucher) kostet 37.990 Euro.

Die Chinesen versuchen es mit guter Qualität, Top-Ausstattung und Kampfpreisen. Die Taktik ist bekannt. Und bewährt. Den Japaner haben sie erfunden und die Koreaner haben sie verfeinert.

Daten im KATALOG e

Fotos: MG

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Wolfgang Schaeffer