Neues Auto, neues Reglement, neue Strecken und neue Teams in der Formel E. Wir stellen Ihnen die wichtigsten Neuerungen für die Saison 2018/19 im Rahmen einer kleinen Serie vor.
Nach der Saison ist vor der Saison. Das ist in jeder Sportart gleich. Während die Fahrer und Teams am letzten Formel-E-Saisonwochenende beim Doubleheader in New York City ein letztes Mal im Formel-E-Boliden der ersten Generation um die letzten Saisonunkte fuhren und die Fahrer- und Team-Champions der vierten Saison gekürt wurden, ging der Blick schon nach vorn. Die fünfte Saison der vollelektrischen Rennserie bringt viele Neuigkeiten mit sich. „Ab der nächsten Saison wird das Niveau in der Formel E rasant ansteigen und alle werden überrascht sein. Genauso überrascht wie die Leute, die in den ersten Saisons der Formel E nicht daran glaubten, dass sie zu dem wird, was sie heute ist“, sagt Fahrer-Champion Jean-Éric Vergne. Der Franzose ist der vierte Formel-E-Champion in der vierten Saison.
Die Formel E ist die erste vollelektrische Rennserie, die ihre Rennen auf Straßenkursen austrägt. Seit dem 13. September 2014 fanden 45 Rennen in 19 Städten und 16 Ländern statt. Innovativ an der Serie ist neben dem vollelektrischen Antrieb, dass die Rennstrecken ausnahmslos in den Zentren großer Metropolen liegen. Schuld daran sind die schwindenden Zuschauerzahlen bei Motorsportevents. Die Zuschauer kommen nicht mehr an die Rennstrecken. Deshalb kommt die Formel E zu den Zuschauern. Und da wir in einer schnelllebigen Zeit leben, wird das ganze Event auf einen Tag komprimiert: Training, Qualifying und Rennen. Und das alles direkt vor der Haustür auf Stadtkursen. Vorteil der Formel-E-Boliden ist, dass sie weder laute Motorengeräusche noch Abgase produzieren, die die Stadtbevölkerung verschrecken könnten. Einzig ein lautes Summen kündigt die Rennwagen an.
Das ist Fluch und Segen zugleich, denn klassische Motorsportfans vermissen genau das: laute Motoren und Benzingeruch. Und aus dem gleichen Grund spricht die Formel E ein neues Publikum an. Problem der restlichen FIA-Serien, allen voran der Königsklasse Formel 1, ist das fehlende Zuschauerinteresse bei der jüngeren Generation. Die Zeiten, in denen man sich über die PS-Zahl seines Autos verglich, sind lange vorbei, die Interessen gehen hin zu neuen Technologien.
Bei der Formel E ist zuschauertechnisch zwar auch viel Luft nach oben, aber viele Sponsoren sehen viel Potenzial in der Zielgruppe der Rennserie. Zuletzt sind die Modemarke Hugo Boss und der Versicherungskonzern Allianz von der Formel 1 zur Formel E gewechselt. So unterschiedlich die beiden Unternehmen sind, die Gründe waren die gleichen: Beide Firmen wollen ein neues, junges Publikum ansprechen. Und die Tatsache, dass in den kommenden Jahren BMW, HWA (beide Saison 2018/19), Mercedes-Benz und Porsche (beide Saison 2019/20) in die elektrische Serie einsteigen werden, ist sicherlich auch ein weiterer wichtiger Hinweis für Sponsoren, dass die Formel E die Zukunft des Motorsports sein könnte. Die Hersteller sehen den elektrischen Rennsport als Teststrecke für ihre Entwicklung.
Neben den üblichen Sponsoren hat die Formel E auch ein Titelsponsor, als erste FIA-Rennserie überhaupt. Seit Januar 2018 heißt die elektrische Rennserie offiziell ABB FIA Formula E. Das Schweizer Technologieunternehmen ABB hat sich die Namensrechte der Elektrorennserie für sieben Jahre gesichert.
Trotzdem: Auch bei der Formel E ist nicht alles Gold, was glänzt. Die vergangene Saison wurde von 14 auf zwölf Rennen in zehn Städten gekürzt, nachdem Montreals neue Bürgermeisterin Valerie Plante das geplante Saisonfinale in der kanadischen Metropole abgesagt hat. Die Serie steckt in ihrer vierten Saison noch in den Kinderschuhen. Auch das geplante Rennen in Sao Paulo wurde abgesagt, allerdings wurde rasch ein Ersatzveranstalter gefunden, das Rennen fand in Punta del Este (Uruguay) statt.
Berlin ist die einzige Stadt, die seit Gründung der jungen Rennserie 2014/15 jedes Jahr im Formel-E-Kalender steht, allerdings findet das Rennen nicht auf der Straße, sondern auf dem stillgelegten Flughafen Tempelhof statt. Anwohner hatten gegen den Straßenkurs demonstriert. Auch über Zuschauerzahlen schweigt man noch bei der Forme E. Einzig die Angabe, ob ein Rennen ausverkauft ist oder nicht wird kommuniziert. Die Organisatoren haben also noch viel zu tun. Die rund zwölf Millionen Euro pro Saison, die der Namenssponsor ABB in die Kassen spült, sind sicherlich ein guter Treibstoff für die Formel E.
Die Organisatoren der Formel E versuchen alles, um die Serie weiter voranzutreiben. Von Saison zu Saison gibt es Neuerungen. Nichts ist beständiger als der Wandel. Wahrscheinlich gibt es auch deshalb in vier Saisons vier verschiedene Fahrer-Champions. Es bleibt spannend in der Formel E.
Auch Saison fünf, die am 15. Dezember in Riad (Saudi-Arabien) startet, bringt viele Neuigkeiten, die die Rennen noch interessanter machen sollen: Auto, Teams, Fahrer, Strecken, Reglement.
Reglement
Die Rennen dauern ab kommender Saison 45 Minuten plus eine Runde. Bisher gab es eine Rundenbegrenzung. Die neue Regel soll das Energiemanagement noch mehr in den Vordergrund stellen.
Auf der Strecke wird es eine sichtbare Aktivierungszone geben. Beim Durchfahren erhalten die Fahrer eine Zusatzleistung von 25 kW und können so ihre Leistung temporär von 200 auf 225 kW erhöhen. Die Zusatzleistung wird durch eine bestimmte Farbe des neuen Kopfschutzes angezeigt.
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