Unterwegs mit der Elektroversion des Longsellers aus Saragossa. Fahrbericht.
Der Corsa ist die wichtigste modellpolitische Konstante im Opel-Programm. Das Auto ist seit dem Marktstart im Jahr 1982 mit über 14 Millionen Exemplaren ein Bestseller. Den Beginn der Erfolgsgeschichte legte die Baureihe A, die von 1982 bis 1993 im Werk Saragossa (Spanien) 3,1 Millionen Mal produziert wurde. Saragossa ist die Heimat des Corsa, das Werk wurde eigens für die Kleinwagenproduktion gebaut und 1982 eröffnet.
Der aktuelle Corsa F ist mit seinen 4,06 Meter über 40 Zentimeter länger als die erste Ausgabe, das Auto ist seinen Kleinwagenschuhen also im Prinzip entwachsen. Nicht nur die stattliche Figur belegt es, sondern auch der Blick ins Datenblatt. Opel bietet drei Benziner und einen Diesel an – Leistungsspanne zwischen 55 kW (75 PS) und 96 kW (130 PS) – und gewissermaßen on top einen vollelektrischen Antrieb. Der Zeitgeist zapft Strom.
Ziemlich erwachsen
Der Elektromotor leistet 100 kW und ziemlich erwachsene 260 Nm Drehmoment, der Akku für den Antrieb speichert 50 kWh Energie. Solchermaßen geladen taugt der Corsa-e für ebenso zügige wie ausreichend lange Etappen. Bei unserer Testfahrt absolvierten wir im Großraum Frankfurt den üblichen Mix aus Stadtverkehr, Landstraßen und Autobahn. Beim Start standen 342 Kilometer Reichweite auf der Anzeige, am Ziel signalisierte der Bordcomputer nach 82 Kilometern Fahrt noch 236 Kilometer Reichweite. Soll heißen: Die prognostizierte Reststrecke nimmt auch beim Corsa-e schneller ab als die geleistete Wegstrecke zunimmt.
So-weit-sind-wir-schon, So-lange-können-wir-noch
Das ist kein kleinlicher Einwand, ganz im Gegenteil, denn der Stromverbrauch des Autos mit dem Blitz im Markenzeichen (Werksangabe 15,9 kWh/100 km) ist ja durchaus akzeptabel. Aber die stets schneller auseinanderklaffende Schere zwischen dem So-weit-sind-wir-schon und dem So-lange-können-wir-noch ist auch bei der Fahrt mit dem Corsa-e ein latent dominantes Thema. Man kann es drehen und wenden wie man will: Wer elektrisch fährt, steht auf längeren Strecken stets ein wenig unter Strom.
Davon abgesehen bietet selbstverständlich auch der Elektro-Opel all die gewissermaßen naturgegebenen Annehmlichkeiten seines Antriebskonzepts: kraftvoller Antritt aus dem Stand, leise summende Straßenbahn-Akustik, via Rekuperation regelmäßig wiederkehrende Signale der Nachhaltigkeit. Der blaue Balken im Display zeigt es an: Wer bremst, verliert nicht, sondern speist bereits verloren geglaubte Energie zurück ins Antriebssystem.
Kompakt, straff, direkt
Ansonsten ist der Corsa-e der ideale Begleiter für alle Wege zwischendurch. Die Außenmaße sind kompakt genug für den Stadtverkehr, das Raumangebot überzeugt. Okay, der Kofferraum ist alles andere als ein Familienvatertraum, aber die üblichen Dinge des täglichen Lebens finden in zahlreichen Ablagen in den Türen, in der Mittelkonsole oder im Handschuhfach reichlich Platz.
Hier kommt ein Minuspunkt: Die Sitze sind etwas klein geraten im Kleinwagen, der ja eigentlich doch ein kleiner Kompakter ist. Aber der Fahrkomfort ist insgesamt gut, ebenso die Straßenlage – straffe Federung, direkte Lenkung, prima Bremsen. Dazu kommt die einfache und logische Bedienung. Alles also am Platz im Corsa-e.
Fotos: motorfuture, Opel