Neulich in Bern

Es ist nicht alles spannend, was Tesla heißt. Oder: keine Ladesäulen, keine Luft im Reifen.

Die Formel E am vorletzten Wochenende in Bern: tolle Stimmung, tolle Veranstaltung, begeistertes Publikum. Die Schweizer sind perfekte Organisatoren für perfekte Veranstaltungen. Die Formel E ist Motorsport zum Anfassen. Die Fahrer mit heruntergelassenen Overalls zwischen den Zuschauern auf dem Weg in die Boxen. Die Teams im Paddock auf dem Präsentierteller. Alle freundlich, alles sauber, dazu beinharter Rennsport.

Alles prima also. Fast alles. Der Tesla-Fahrer auf dem benachbarten Parkplatz zum Beispiel war enttäuscht. Er war am Bodensee mit der Gewissheit losgefahren, in Bern beim Parken laden zu können. „Am Rande eines Formel-E-Rennens muss es doch Ladesäulen geben, zumindest mobile.“ Er fand keine, jedenfalls keine freie. „Dann müssen wir halt auf der Rückfahrt einen Ladestopp machen“, sagte der Elektroavantgardist mit gequältem Lächeln. Überlingen-Bern-Überlingen sind 450 Kilometer. Die schafft sein Tesla X nur theoretisch.

Nach dem Rennen war das Reichweitenthema das kleinere Problem. Der Tesla-Pionier hatte sich auf der Anfahrt eine Schraube in die Lauffläche des linken Vorderrads gefahren, der Reifen war platt. „Haben Sie vielleicht eine Elektropumpe an Bord?“ – „Sie nicht?“ – „Nein.“ – „Kein Reparaturset, kein Ersatzrad?“ – „Nein.“ – „Wie viel hat der Wagen gekostet?“ – „100.000 Euro. Ich habe die Hotline angerufen, aber sie sagen, es kann ein paar Stunden dauern.“ Es war neun Uhr abends. Es wurde langsam dunkel. Wir borgten den Tesla-Leuten unsere Pumpe und unsere Tube mit dem Dichtmittel. Sie schafften es damit tatsächlich nachhause. Mit einem notdürftig geflickten Reifen darf man nicht schneller als 80 km/h fahren. In einem Tesla mit halbleeren Batterien kann das sogar von Vorteil sein.

Foto: motorfuture

Hugo von Bitz