ÖPNV – was ist das eigentlich?

Mobilität ist Lebensqualität. Doch während der Individualverkehr zunehmend an die Kapazitätsgrenzen des Straßennetzes stößt, ist der Öffentliche Personenverkehr traditionell im Zielkonflikt Verfügbarkeit und Finanzierbarkeit gefangen. Serie, Teil 2.

Öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV) ist nach dem Regionalisierungsgesetz dann gegeben, wenn durch Linienverkehr, der die Verkehrsnachfrage im Stadt-, Vorort- oder Regionalverkehr bedient, in der Mehrzahl der Beförderungsfälle die Reiseweite 50 Kilometer oder die gesamte Reisezeit eine Stunde nicht überschreitet. Die zuständigen kommunalen Behörden legen die Verkehrslinien, den Verkehrsumfang und Kriterien wie Takte und Fahrzeuge fest. Sie ermitteln durch Ausschreibungen das preiswerteste Angebot privater oder öffentlicher Unternehmen.

Überfüllte Schulbusse, ausgefallene Züge, kaputte S-Bahnen

Es vergeht kein Tag, an dem der ÖPNV kein Thema in den Medien ist. Fehlende Busanbindungen, überfüllte Schulbusse, ausgefallene Züge, kaputte S-Bahnen, Alternativen zum herkömmlichen Busbetrieb, Schwarzfahrer… Und immer öfter wird die Frage gestellt, wie der Verkehr so gestaltet werden kann, dass alle Regionen verkehrstechnisch angemessen erschlossen sind.

Lange Passagen in den Wahlprogrammen aller Parteien und in Regierungserklärungen beschreiben die Ziele des ÖPNV für die Zukunft. Und die Wege dahin.

Lange Geschichte, große Zukunft

Fähren, Sänften, Kutschen, Rikschas, Pferdeomnibusse, Seilbahnen, Straßen und Magnetschwebebahnen – der ÖPNV hat eine lange weltweite Geschichte, die auch in Zukunft, insbesondere heute unter dem Gesichtspunkt der Umweltfreundlichkeit, einem ständigen Wandel unterworfen sein wird. In den Städten boomt der ÖPNV, auch wenn bisher nur 9 von 100 Kilometern mit ihm zurückgelegt werden. In den ländlichen Räumen stellt der Schülerbusverkehr oft nur noch das Restangebot dar. Nur mit einem attraktiven ÖPNV kann es aber gelingen, die Landflucht aufzuhalten und die Städte beim Verkehr menschenfreundlicher zu machen. Das Ergebnis bleibt abzuwarten. Pläne gibt es genug.

 

Morgen in Teil 3: Wünsch‘ dir was – zum Beispiel Schleswig-Holstein

Unser Bild: Endhaltestelle der Stadtbahnlinie U 3 in Stuttgart-Plieningen.  Foto: motorfuture

Der Autor: Dietrich Austermann ist Jurist und CDU-Politiker. Von 1982 bis 2005 war er Mitglied im Deutschen Bundestag, von 2005 bis 2008 gehörte er der Landesregierung Schleswig-Holstein als Minister für Wissenschaft, Wirtschaft und Verkehr an.

Dietrich Austermann