World Wide Wheels

// Frau Bär will fliegen // Der BER könnte fliegen // Nachts ist es dunkel // Zahlen, bitte! //

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Das Rad ist rund, die Welt ist bunt, und das Leben ist voller Überraschungen. Unsere Kolumne World Wide Wheels sucht die Nachrichten hinter den Nachrichten. Fakten oder Fake, Bingo oder Bullshit, Ross oder Reiter? Kommen Sie ran, lesen Sie rein, entscheiden Sie selbst.

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Wir brechen hier zur Abwechslung mal eine Lanze für die Politik, die in diesem Fall in Gestalt Dorothee Bärs durch den populistischen Sumpf gezogen wird. Frau Bär – das ist die CSU-Frau, die sich als Staatsministerin im Kanzleramt um Digitales kümmern soll – hatte sich einen Blick in die Zukunft gegönnt und über Flugtaxis gesprochen. Diese autonom fliegenden Dinger, nicht viel größer als Drohnen, könnten irgendwann mithelfen, die Probleme des Personennahverkehrs zu lösen. Das ist nicht nur die Meinung von Frau Bär. Daimler arbeitet an konkreten Konzepten, der Internet-Milliardär Larry Page ebenfalls. Und was ist eigentlich verkehrt daran, das heute noch Undenkbare ins Auge zu fassen? Umgangssprachlich nennt man es Fortschritt. Und Frau Bär und ihre Leute werden es ganz sicher auch hinbekommen, dass die Lufttaxis irgendwann nirgendwo durch Funklöcher fliegen müssen

In die Luft gehen könnte demnächst auch der neue Berliner Flughafen BER. Aber anders als gedacht. Der BER – das ist die Ruine, die bereits zerfällt, obwohl sie nie eröffnet wurde. Die Lufthansa hat jetzt angekündigt, an den Gates sämtliche Anzeigentafeln auszutauschen. Nach sechs Jahren ist die Technik überholt und abgeschrieben. Das gibt uns Gelegenheit daran zu erinnern, dass der BER eigentlich seit 2012 in Betrieb sein sollte. Das ist misslich für den Steuerzahler, denn Erhalt, Pflege und Verschlimmbesserung der Geisterstadt mit angeschlossener U-Bahn-Station kosten täglich eine Million Euro. Okay, was sind schon eine Million für die potenten BER-Betreiber Bund, Berlin und Brandenburg? Für Leute wie Klaus Wowereit und Matthias Platzeck sind das Peanuts. Sie erinnern sich nicht? Nein, das sind nicht die kleinen selbständigen Unternehmer, die sich am und um den BER herum mit Läden und Lokalen und Geschäften ihre Existenz verdienen wollten. Der stets gut gelaunte Wowi (Berlin) und sein Regierungschef-Freund Platzeck (Brandeburg) sind die beiden Ex-Ober-BERler aus dem Aufsichtsrat, die jetzt im Ruhestand ihre gepflegten Pensionen genießen.

Natürlich ist es gekommen, wie es kommen musste. Ein selbstfahrendes Auto hat einen Menschen getötet Das tragische Schicksal ereilte eine Fußgängerin in der Stadt Tempe im US-Staat Arizona, die nachts bei Dunkelheit in dunkler Kleidung hinter einem dunklen Auto auf die Straße trat – und von den Kameras des Uber-Versuchstaxis nicht erkannt wurde. Das kann passieren. Auch der Testfahrer, der zu Kontrollzwecken am Steuer des Autonomautos saß, übersah das Opfer. Anders als die Technik wird man ihn aber für das tragische Unglück verantwortlich machen. Das ist immer noch der Unterschied zwischen limitierten Menschen und perfekten Computern.

Der Abgesang auf die Automobilindustrie hat in seiner gespielten Trauer oft etwas unfreiwillig Komisches. Er kommt gerne von Leuten, die ihr Fahrrad vom Fahrbereitschaftsfahrer in den Kofferraum legen lassen, um dann den letzten Block zum Reichstag zu radeln. Wunsch und Wirklichkeit bewegen sich oft in unterschiedlichen Richtungen. Zahlen, bitte! Im vergangenen Jahr wurden weltweit 84,6 Millionen Personenwagen neu zugelassen. Zum Vergleich: 2016 waren es 83,1 Millionen, 2015 rund 78,6 Millionen und 2008 knapp 60 Millionen. In China wurden im vergangenen Jahr 23,2 Millionen Autos neu zugelassen, knapp 3,5 mal soviel wie 2008 (6,3 Millionen). Und noch eine Zahl, sie kommt von McKinsey: Bis 2030, schätzt die Unternehmensberatung, werden sich die Erlöse der Automobilbranche von heute 3,4 Billionen US-Dollar auf 6,6 Billionen US-Dollar nahezu verdoppeln. 6,6 Billionen, das sind 6600 Milliarden. Oder 6.600.000 Millionen. 2030, das ist in zwölf Jahren. Also praktisch übermorgen.

Oskar Weber