Zwischen Lagerwagen (sofort) und Lieferfristen (bis 18 Monate)

Geduld ist momentan eine gefragte Tugend, soll der Neuwagen ein Elektroauto sein. Die Lieferfristen sind häufig happig, und eine wichtige Frage steht im Raum: Wie geht es weiter mit dem Umweltbonus? Hier ein aktueller Überblick.

Covid-Pandemie und Chipmangel, Ukraine-Krieg und Lieferkettenprobleme – fehlende Rädchen legen nicht selten komplette und komplexe Getriebe lahm. Der Lieferstau bei Elektroautos zum Beispiel dokumentiert die Grenzen einer globalisierten Wirtschaft.

Und die politisch motivierte Elektroauto-Sonderkonjunktur verschärft das Problem auf dem deutschen Markt. Die aktuell üppigen Subventionsgeschenke der Bundesregierung heizen die Nachfrage an. Doch mit dem Jahreswechsel 2022/23 werden die Karten neu gemischt. Die Bundesregierung will die Fördertarife für den sogenannte Umweltbonus deutlich zurückfahren:

  • Die maximale Förderhöhe wird auf 6750 Euro begrenzt,
  • Plug-in-Hybride werden nicht mehr subventioniert,
  • das Gesamtfördervolumen wird 2023 bei 2,3 Milliarden Euro gedeckelt und
  • ab 1. September 2023 werden nur noch die Förderanträge von Privatpersonen berücksichtigt.

Soll heißen: E-Auto-Käufer, die das Zulassungsjahr 2022 verpassen, müssen mit spürbaren Subventionskürzungen leben.

Das ist die schlechte Nachricht. Die gute: Für flexible Kunden hat der Handel Elektroautos auf Lager. Und: Bei einigen Herstellern gibt es Tendenzen, die Plug-in-Hybrid-Förderung im kommenden Jahr auf eigene Rechnung fortzusetzen.

Lagerwagen, Lieferfristen, Plug-in-Hybrid-Programme*

Audi verweist zunächst auf die aktuelle geo- und handelspolitische Situation: „Aktuell erschweren die allgemeine Halbleiterknappheit und der Krieg in der Ukraine die reibungslose Aufrechterhaltung der weltweiten Lieferketten. Wir beobachten das sehr genau und unternehmen unser Möglichstes, um die Auswirkungen für unsere Kund_innen so gering wie möglich zu halten.“

Konkret: „Aufgrund der angespannten Versorgungssituation und eines sehr erfreulichen Auftragsbestands, den wir sukzessive abarbeiten, sind aktuell einige unserer elektrifizierten Modelle im Markt Deutschland nicht bestellbar. Das gilt für

  • die Plug-in-Hybrid-Modelle sowie
  • den vollelektrischen Audi e-tron und Audi e-tron Sportback.

Man arbeite „gemeinsam daran, das Angebot so bald wie möglich wieder öffnen zu können“.

Für seine weiteren vollelektrischen Modelle nennt Audi aktuell die folgenden Lieferzeiten: Q4 e-tron und Q4 Sportback e-tron circa 18 Monate, e-tron GT circa 8 Monate.

Klar ist, dass Audi vor diesem Hintergrund einer speziellen Förderung seiner Plug-in-Hybrid-Modelle über den Jahreswechsel 2022/23 hinaus keine Priorität einräumt. Generell lobt die VW-Konzerntochter aber die Umweltbonuspolitik der Bundesregierung: „Eindeutig ist, dass die Elektromobilität weiter Vorrang genießt und die Politik den Hochlauf weiter unterstützen wird.“ Die Berliner Ampel sorge damit für Verlässlichkeit. „Wir können gut damit planen und arbeiten.“

Ford will beim Mustang Mach-E „eigentlich nicht von Lieferzeiten im engeren Sinne sprechen, da wir stets eine größere Zahl von vorspezifizierten Fahrzeugen im Zentrallager in Antwerpen stehen haben“.

Für individuelle Bestellungen des Mustang Mach-E nennt Ford „je nach Motorisierung und Ausstattung“ Lieferzeiten von teilweise mehr als 6 Monaten.

Die Lieferzeiten für den Kuga mit Plug-in-Hybrid-Antrieb betragen „je nach gewählter Ausstattung circa 4 bis 5 Monate“. Der Kuga PHEV wird nach Angaben des Unternehmens „auch nach Ablauf der staatlichen Plug-in-Hybridförderung mit bis zu 6750 Euro PHEV-Bonus“ angeboten.

Honda
„Der Honda e ist bestellbar“, heißt es bei der deutschen Honda-Zentrale in Frankfurt. Und lieferbar. „Zurzeit gehen wir von einer Auslieferung der neuen Kundenaufträge ab Ende des ersten Quartals 2023 aus.“

Hyundai
Gut vorgesorgt hat Hyundai.

Wer sich mit einem vorkonfigurierten Lagerwagen anfreunden kann, findet bei den Händlern eine ordentliche Auswahl sofort verfügbarer Modelle: Ioniq Plug-in-Hybrid und Ioniq Elektro, Kona Elektro, IONIQ 5, Tucson Plug-in-Hybrid und Santa Fe Plug-in-Hybrid.

Für individuelle Bestellungen nennt Hyundai diese LieferfristenKona Elektro ab 6 Monate, Ioniq 5 ab 4 Monate, Tucson Plug-in-Hybrid und Santa Fe Plug-in-Hybrid ab 6 Monate.

„Zum jetzigen Zeitpunkt noch keine Aussage“ treffen will die Hyundai-Zentrale in Offenbach bezüglich der Frage, ob der komplette Wegfall der Plug-in-Hybrid-Subventionen im kommenden Jahr in irgendeiner Form kompensiert werden soll.

Jeep garantiert die aktuell gültige Umweltprämie für die Plug-in-Hybrid-Modelle Renegade 4xe und Compass 4xe „auch dann, wenn das Auto erst im Jahr 2023 ausgeliefert werden sollte“. Voraussetzung ist allerdings eine „Bestellung des Neuwagens bis spätestens 30. September 2022“.

Kia hält sich bezüglich seiner Möglichkeiten bedeckt: „Die Verfügbarkeit der Fahrzeuge mit Stecker setzt nicht zuletzt hinsichtlich Ausstattung und Farbe bei einzelnen Modellen viel Flexibilität beim Kunden voraus.“ Und: „Individuell konfigurierte Fahrzeuge, die ab Werk bestellt werden müssen, haben Lieferzeiten von mehreren Monaten.“

Wenig Konkretes auch für potenzielle Plug-in-Hybrid-Interessenten: „Ob und wie gegebenenfalls die Plug-in-Hybrid-Förderung kompensiert wird, steht aktuell noch nicht fest.“

Mazda meldet ein Elektrogeschäft unter Strom. Für das laufende Jahr 2022 seien sowohl der Vollelektriker MX-30 als auch der Plug-in-Hybrid CX-60 ausverkauft. Und: „Bei einer Bestellung beträgt die Lieferzeit nach momentanem Stand bei beiden Modellen circa sechs bis acht Monate.“

Immerhin garantiert Mazda den aktuell gültigen Plug-in-Hybrid-Bonus für den CX-60 PHEV auch bei Auslieferung in 2023 – jedenfalls „für Kaufverträge bis zum 30. September“.

Mitsubishi meldet für den Eclipse Cross Plug-in Hybrid in der Regel sofortige Verfügbarkeit. „Sofern der Händler das Fahrzeug nicht direkt in seinem Bestand hat und bestellen muss, sind die meisten Ausstattungslinien innerhalb von 4 bis 5 Wochen lieferbar.“ Und: „Für alle Fahrzeuge, die bis zum 15.11.2022 bestellt werden, garantiert Mitsubishi den Elektrobonus – ohne Wenn und Aber.“

Das Unternehmen weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass Mitsubishi „bereits heute die staatliche Innovationsprämie in Höhe von 4500 Euro aus eigener Tasche auf insgesamt 9000 Euro“ verdoppelt.

MG ist ein Newcomer aus China. Auf „Aktionsbasis“ verkaufe man hin und wieder Neuwagen mit vier Wochen Lieferzeit, heißt es bei der Deutschland-Zentrale in München. Für diese Aktionsautos gelte „first come first serve“.

Als offizielle Lieferristen nennt MG für die Vollelektriker ZS EV, MG5 Electric und Marvel R Electric jeweils 9 Monate. Interessenten des Plug-in-Hybrid-Modells EHS müssen mit einer Lieferfrist von 12 Monaten rechnen. 

Bezüglich des Wegfalls des Plug-in-Hybrid-Bonus im kommenden Jahr positioniert sich MG klar: „Für den PHEV (Plug-in-Hybrid Electric Vehicle, Red) planen wir keine Kompensation.“

Nissan
Elektroauto-Pionier Nissan meldet volle Auftragsbücher für den elektrischen Urmeter Leaf und den brandneue Ariya: „Die Auslieferungen aller Fahrzeugneubestellungen fallen mittlerweile ins neue Jahr.“

Polestar
Der Polestar 2 wird derzeit mit einer voraussichtlichen Lieferzeit von 6 bis 7 Monaten ausgeliefert, abhängig von der jeweiligen Konfiguration“, teilt der schwedische Newcomer mit. Für Ungeduldige hat die deutsche Polestar-Dependance aber eine Überholspur eingerichtet: Über die Polestar-Webseite können „immer mal wieder vorkonfigurierte Fahrzeuge bestellt werden, die kurzfristig verfügbar sind.“ Lieferzeit dann unter Umständen nur 4 Wochen.

Renault/Dacia
Eine positive Perspektive melden die Franzosen für die beiden Vollelektriker Renault Mégane E-Tech und Dacia Spring: Beide Modelle „sind noch in diesem Jahr lieferbar“.

Auf den Zoe, den Twingo Electric, den Kangoo E-Tech Electric und die Plug-in-Hybrid-Modelle müssen Kunden „etwa sieben Monate“ warten.

Momentan „keine Pläne“ hat die Renault-Deutschland-Zentrale in Brühl für die Kompensation der Plug-in Hybrid-Subventionsstreichung.

Volkswagen
„Durchschnittliche Lieferzeiten“ für die vollelektrischen Volkswagen ID-Modelle: rund neun Monate. „Abweichungen je nach Modell und Ausstattung nach oben und unten möglich“, meldet das Unternehmen. Und: „Tendenz weiter leicht sinkend.“

Keine Entwarnung gibt VW hingegen für die Plug-in-Hybrid-Auslieferungen auf dem deutschen Markt. Hier gibt es „nach wie vor einen temporären Bestellstopp“. Man möchte „die Lieferzeiten für die Kundinnen und Kunden dieser Varianten nicht weiter anwachsen“ lassen. Das Unternehmen erneuert in diesem Zusammenhang seine Ansage von Ende April: „Den noch immer sehr hohen Auftragsbestand in Deutschland bei PHEVs arbeiten wir mit Hochdruck ab.“ Eine spezielle Absatzförderung für Plug-in-Hybrid-Modelle auch im kommenden Jahr plant Volkswagen vor diesem Hintergrund nicht.

Grundsätzlich bewertet man es in Wolfsburg positiv, dass sich die Elektroauto-Förderung künftig auf vollelektrische Modelle konzentrieren soll. Es werde deutlich, dass die Politik den Hochlauf der Elektromobilität weiter unterstütze: „Damit sorgt die Bundesregierung für Verlässlichkeit und Planbarkeit.“

Volvo schließlich stellt die Lieferung des XC40 Pure Electric mit Twin Engine bis „zum Jahresbeginn“ 2023 in Aussicht, für den C40 Pure Electric müssen Interessenten „ein paar Monate“ mehr einplanen.

Das Aus für die Plug-in-Hybrid-Subventionen sieht man bei der Schwedenmarke gewohnt cool. Einzelheiten könne man noch nicht mitteilen, aber „wir werden im kommenden Jahr ein marktgerechtes Angebot für die Kunden haben“.

 

Unser Aufmacherbild: Elektroautos an der Stromtankstelle beim Opel-Werkstor 60 in Rüsselsheim. Foto: motorfuture

*Stand: 15. September 2022

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