Inseln im Strom: Die Entdeckung der Kleinigkeit

Alte Männer. Milliarden Menschen. Millionen Pandas. Zukunft mobil im Rückspiegel.

Der Konvent für Deutschland hat seine Selbstauflösung beschlossen. Das ist/war ein elitärer Kreis alter Männer, von dem die meisten von uns noch nicht einmal wussten, dass er überhaupt existierte. Rupert Scholz, Roland Berger, Klaus von Dohnanyi. Solche unbestreitbar großen Kaliber. Allesamt Vorkriegsjahrgänge. Anders als die Alternative für Deutschland versandete der 2003 von Altbundespräsident Roman Herzog im zarten Alter von 69 gegründete Konvent für Deutschland in der politischen Bedeutungslosigkeit. Man habe es nicht geschafft, klagt der Sozialdemokrat Dohnanyi (89), den politischen Maschinenpark der Republik zu erneuern. Die große Politik habe sich doch allzu oft als beratungsresistent erwiesen. Es hat immer etwas Rührendes, wenn ältere Menschen den jüngeren erklären, sie sollten ihre Jugendsünden nicht wiederholen.

Früher war nicht alles besser

Nein, früher war nicht alles besser. Die Lehre zum Beispiel, dass nur ewiges Wachstum die Menschheit rette, wird gerade von derselben ad absurdum geführt. 1950 bevölkerten 2,5 Milliarden Menschen die Erde, 2000 waren es 6,2 Milliarden und für 2050 prognostiziert die Deutsche Stiftung Weltbevölkerung 9,8 Milliarden Menschen (aktuell 7,6 Milliarden). Das ist gut für die Wirtschaft und für die multinationalen Konzerne sowieso. So viele Leute wollen Spaß, Freude, Konsum. Aber um zu leben müssen sie essen, trinken, atmen, verdauen. Und irgendwoher muss das Material ja kommen, das wir später irgendwohin wieder ausscheiden. Es nützt ja nichts, jeder Mensch ist ein biologisches System, eine kleine autarke Chemiefabrik.

Die Probleme liegen seit Jahrzehnten auf dem Tisch. Bleibt die Frage, wie wir den in Zukunft für alle decken können. Mit dieser Überlegung wollen wir die alten Männer und ihr Lamento zurück begleiten ins komfortable Austragsstüberl. Sie haben die Macht verloren und die Selbstgerechtigkeit behalten.

Fiat-Bärenmarke

Unsereins tut gut daran, sich selbst zu prüfen. Womit wir beim Fiat Panda sind. Aus Neapel erreicht uns die Nachricht vom Produktionsjubiläum im Werk Pomigliano d’Arco: 1 Million produzierte Exemplare der neuesten Modellgeneration der Fiat-Bärenmarke. Das ist eine Menge Blech. 7,5 Millionen tolle Kisten (Werbeslogan aus den 80ern) wurden seit 1983 insgesamt produziert. In Italien thront der Panda seit 2012 an der Spitze der Zulassungsstatistik.

Zukunft mobil

Der Erfolg ist verdient. Kleine, reduzierte, praktische Autos wie der Panda machen die Zukunft mobil. Auch ohne Elektroantrieb. Sie bringen dich überall hin, sie sind sparsam, umweltfreundlich und anspruchslos, und für Kurzstrecken nimmst du das Fahrrad und Langstrecken erledigst du mit der Bahn. Theoretisch jedenfalls. Wenn die Leute so handelten wie sie reden, müssten die Straßen gerade in Deutschland voller Pandas sein.

Früher fuhren die Leute kleine Autos, weil sie sich keine größeren leisten konnten. Heute müsste es eigentlich genau umgekehrt sein. Für Leute, die sich selbst nicht so wichtig nehmen, ist die Entdeckung der Kleinigkeit eine ziemlich gute Idee.

 

Hugo von Bitz