Ladeinfrastruktur: Jetzt fehlen die Autos

BDEW: Überangebot an Lademöglichkeiten – Durchschnittliche Auslastung bei 11,6 Prozent – Kerstin Andreae mahnt 15 Millionen-E-Auto-Strategie an – Energiemulti BP plant für seine Aral-Tankstellen 20.000 Schnelllader

Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) meldet in seinem aktuellen Elektromobilitätsmonitor „mehr als 100.000 öffentliche Ladepunkte mit 4,5 Gigawatt installierter Ladeleistung“ in Deutschland. Das sorge für ein „komfortables öffentliches Ladeangebot“. Gleichzeitig wird die Auslastung der Ladesäulen als „weiterhin niedrig“ beklagt: „Je nach Landkreis liegt die Belegung nur zwischen drei und maximal 25 Prozent pro Tag.“ I

Der Verband stützt sich bei seinen Zahlenangaben auf den BDEW-Ladesäulentracker, der die Belegung der öffentlichen Stromtankstellen erfasst und registriert. Aktuelle Daten für das erste Halbjahr 2023: „Im Durchschnitt waren die öffentlichen Ladepunkte zu 11,6 Prozent der Zeit belegt.“ Und: „Selbst tagsüber – zwischen neun und 20 Uhr – lag die durchschnittliche Belegung nie über 20 Prozent.“

BDEW macht Druck

Das widerlegt die These, die Elektromobilität werde in Deutschland nicht zuletzt durch den mangelhaften Ausbau der Ladeinfrastruktur behindert. Das Gegenteil sei der Fall, argumentiert der BDEW jetzt im Elektromobilitätsmonitor: „Mit Stand 1. Juli stehen den E-Mobilisten 100.838 öffentliche Ladepunkte mit insgesamt 4,5 Gigawatt (GW) installierter Ladeleistung zur Verfügung.“ Gemessen an den Vorgaben der Politik sei „heute in Deutschland schon doppelt so viel Ladeleistung installiert wie nach europäischen Vorgaben gefordert“.

BDEW-Chefin Kerstin Andreae (Foto rechts) wird deshalb deutlich: „Um es klar zu sagen: Die Ladebranche liefert.“ Und: „Aus unserer Sicht gibt es jetzt keine Ausreden mehr, warum die Elektromobilität nicht in dem Maße wachsen sollte, wie es zur Erreichung der Klimaziele notwendig wäre und industriepolitisch geboten ist.“ Das müsse „auch die Politik anerkennen“.

E-Bestand: Zielsetzung für 2030 in weiter Ferne

Andreae, die 17 Jahre lang für die Grünen im Bundestag saß, übt in diesem Zusammenhang deutliche Kritik an der im Bund regierenden Ampel-Koalition: „Um das Ziel von 15 Millionen E-Pkw bis 2030 zu erreichen, braucht es jetzt eine 15 Millionen-E-Auto-Strategie, die gezielt auf die Fahrzeugseite ausgerichtet sein sollte.“ Elektroautos müssten „finanziell attraktiver werden und in einem Massenmarkt zur Verfügung stehen.“ 

Das im aktuellen BDEW-Elektromobilitäsmonitor skizzierte Busines-as-Usual-Szenario sieht eklatante Defizite. Auf Basis der aktuellen Bestandsentwicklung sind 2030 rund acht Millionen Elektroautos in Deutschland zugelassen. Im Koalitionsvertrag der Bundesregierung ist aber eine Zielgröße von 15 Millionen vereinbart.

Aral mit 20.000 Schnellladern

Der Energiemulti BP Europa hat unterdessen seine Pläne für die Weiterentwicklung seiner Deutschland-Aktivitäten vorgestellt. Bis Ende der Dekade will das Unternehmen „bis zu 10 Milliarden Euro“ in die Transformation zu einem integrierten Energieunternehmen investieren.

Die BP-Strategie adressiert unter anderem die Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge, die Produktion und den Transport von Wasserstoff, die Entwicklung von Offshore-Windprojekten sowie die Produktion von Biokraftstoffen und nachhaltigerem Flugkraftstoff. Bis 2030 sollen an den Stationen der BP-Tankstellenmarke Aral 20.000 Schellladepunkte für Elektroautos installiert werden.

BP ist in Europa, Nord- und Südamerika, Australien, Asien und Afrika tätig. Das Europa-Geschäft beschäftigt rund 9.000 Menschen in Deutschland, Belgien, den Niederlanden, Österreich, Polen, Ungarn und der Schweiz  Seit 2002 ist Aral die BP-Tankstellenmarke in Deutschland.

Unser Aufmacherbild: Opel-Ladepark in Rüsselsheim mit 152 Steckdosen. Foto: motorfuture

 

Kerstin Andreae fragt nach: Wo bleibt die 15-Millionen-E-Auto-Strategie?“

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Oskar Weber