Zukunft von gestern: Citroën 2CV

Geringes Gewicht, wenig Verbrauch, viel Platz, enormer Nutzwert – die Ente ist einer der genialsten Entwürfe der Automobilgeschichte.

Vor 70 Jahren, am 7. Oktober 1948 auf dem Pariser Automobilsalon präsentiert, verblüffte das schlichte Wägelchen mit seinem kompromisslosen Minimalismus. Kritiker sagten damals, der 2CV sei hässlich. Dabei folgte seine Form nur der Funktion: Das schräge Heck brachte Platz für Passagiere und Transportgut, die angeschraubten Karosserieteile auf dem Kastenrahmen ließen sich bei Blechschäden für kleines Geld tauschen. Obwohl: Der klassische 2CV-Fahrer rückte Beulen und Dellen mit dem Gummihammer zu Leibe – oder gar nicht.

Zweizylinder, Luftkühlung, Frontantrieb

Auch für die technische Konstruktion des Deux Chevaux (franz. für zwei Pferde, der Name leitete sich von der französischen Steuerformel cheval fiscal ab) gab es nur drei Prämissen: Wirtschaftlichkeit, Wirtschaftlichkeit, Wirtschaftlichkeit. Die kleinen Zweizylinder waren luftgekühlt und trieben direkt die Vorderräder an – kein Wasserkühler, keine defektanfälligen Schläuche, keine Kardanwelle. Und wo wenig Hubraum (zu Beginn 375 cm³, später bis zu 602 cm³) und Leistung warten (anfangs neun PS, in der letzten Powerversion 29 PS), wird auch wenig Benzin verbrannt.

Lange Federwege fürs Landleben

Und weil der 2CV nicht zuletzt ein Projekt für die französischen Bauern war, arbeitete die einfach Federung des Wägelchens mit langen Federwegen. „Entwerfen Sie ein Auto, das Platz für zwei Bauern in Stiefeln und einen Zentner Kartoffeln oder ein Fässchen Wein bietet, mindestens 60 km/h schnell ist und dabei nur drei Liter auf 100 km verbraucht. Es muss ausgesprochen gut gefedert sein, sodass ein Korb voll mit Eiern eine Fahrt über holprige Feldwege unbeschadet übersteht“, soll das Citroën-Direktorium dem Chefkonstrukteur André Lefèbvre ins Lastenheft geschrieben haben.

Ein Volkswagen – wie der Käfer

Das war vor dem Krieg, der die Welt in Brand steckte. Der 2CV ist auch so gesehen der französische Volkswagen. Der Kriegsbeginn verhinderte also zunächst die Vorstellung des neuen Kleinwagens, von dem 250 Prototypen gebaut und bald darauf wieder zerstört wurden. Der Geniestreich sollte auf keinen den deutschen Besatzern in die Hände fallen, die zur selben Zeit schon am Käfer arbeiteten, der prinzipiell so ähnlich und vom Charakter her doch so anders ist.

43 Produktionsjahre, 5,1 Millionen 

Der Rest der Geschichte ist schnell erzählt. Bis 1990 wurden mehr als 5,1 Millionen 2CV (inklusive Kastenwagen) gebaut und verkauft, mittlerweile ist das Auto ein begehrtes Sammlerobjekt. In Deutschland avancierte der kleine Citroën für die Werktätigen rasch zum coolen Understatement-Vehikel für Studenten, Studienräte und andere Leute mit Baskenmützen. Hinterm flachen Lenkrad rauchte man Gitanes und die Asche schnippte man durchs im Fahrtwind wedelnde Klappfenster. Wie der Döschwo zu seinem deutschen Kosenamen Ente kam, ist nicht überliefert, aber naheliegend: Der watschelnde Gang über die kurvigen und holprigen Landstraßen der Nachkriegszeit machte aus der Spardose das Kultauto.

Fotos: Citroën (3), motorfuture

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Redaktion