Unter Strom: Renault

Elektrozentrum in Nordfrankreich. E-Powertrain-Factory in der Normandie. Plus Batteriefabriken. Plus NMC-Akkus. Plus zehn neue Elektrofahrzeuge bis 2025.

Die Renault Group beschleunigt die Fahrt in die Elektromobilität. Wichtigste Pfeiler der E-Strategie sind nach Unternehmensangaben eine umfassende Modelloffensive, das neue Elektro-Industriezentrum „Renault ElectriCity“ in Nordfrankreich, die E-Powertrain Mega-Factory in der Normandie, die strategische Batterie-Partnerschaft mit Envision AESC sowie ein gemeinsames Pojekt mit dem französischen Start-up Verkor zur Entwicklung nachhaltiger Batterien. Hinzu kommen neue Entwicklungen im Bereich E-Powertrain und ein umfassendes Batterie-Lifecycle-Management.

Renault 5, Renault 4, vollelektrische Alpine

Kern der Pläne: Bis 2025 will die Renault Group zehn neue vollelektrische Modelle auf den Markt bringen. Mit einem Elektroauto-Anteil von über 65 Prozent will das Unternehmen dann die nachhaltigste Modellpalette in Europa anbieten. Im Fokus der Modellentwicklung stehen ein neuer Renault 5 sowie ein aktuell als „4ever“ bezeichnetes Projekt, das auf die Neuauflage des Renault 4 hindeutet. Vielleicht schon 2024 soll außerdem eine vollelektrische Alpine folgen.

Der französische Konzern will sich mit dieser Modellpolitik „als Schlüsselakteur auf dem Weg zur erschwinglichen Elektromobilität“ profilieren. Erklärtes Ziel: Bis 2030 sollen „bis zu 90 Prozent“ der verkauften Konzernmodelle über einen vollelektrischen Antrieb verfügen.

Batteriefabrik, Hochleistungsakkus

Auf Basis einer strategischen Kooperation mit Envision AESC plant Renault im französischen Douai eine Batteriefabrik. Ein Gemeinschaftsprojekt mit dem französischen Start-up Verkor arbeitet zudem an der Entwicklung neuer Hochleistungsbatterien. Durch Standardisierung der Zellarchitektur sollen die Preise für die komplexen Fahrbatterien bis Ende des laufenden Jahrzehnts um 60 Prozent sinken. 

Die Elektroauto-Strategie des Konzerns sei nicht zuletzt ein Bekenntnis zum Made in Europe, sagt Renault-Chef Luca de Meo (links). „Indem wir unser kompaktes, effizientes und hochtechnologisches Elektro-Ökosystem Renault ElectriCity in Nordfrankreich zusammen mit unserer E-Powertrain Megafactory in der Normandie bauen, schaffen wir zuhause die Voraussetzungen für unsere Wettbewerbsfähigkeit.“  Die Elektro-Modellpalette soll dabei an an die Renault-Tradition anknüpfen, Autos in den unterschiedlichsten Marktsegmenten anzubieten. Luca de Meo redet in diesem Zusammenhang von „erschwinglichen Stadtfahrzeugen bis hin zu sportlichen Fahrzeugen der gehobenen Klasse“. 

Bis zu 20 Prozent mehr Reichweite: NMC-Akkus

NMC-Akkus (Nickel, Mangan und Cobalt) spielen eine zentrale Rolle in der Renault-E-Strategie. NMC-Akkus liefern nach Angaben des Unternehmens „bei wettbewerbsfähigen Kosten bis zu 20 Prozent mehr Reichweite“ als herkömmliche Fahrbatterien und „lassen sich darüber hinaus leichter recyceln“. Die NMC-Akkutechnik soll deshalb in allen künftigen E-Fahrzeugen der Renault Group zum Einsatz kommen. 

Die Renault-Partnerschaft mit dem Batteriehersteller Envision AESC plant eine Akkufabrik mit einer Kapazität von neun Gigawattstunden (GWh) im Jahr 2024. Bis 2030 soll die Fertigungskapazität auf 24 GWh ausgebaut werden. Parallel  werden die drei nordfranzösischen Produktionsstandorte Douai, Maubeuge und Ruitz zum Elektrozentrum des Konzerns zusammengefasst. Renault will die Standorte im Norden Frankreichs „zum wettbewerbsfähigsten und effizientesten Produktionsverbund für Elektrofahrzeuge in Europa“ ausbauen. Geplante Jahresproduktion bis 2025: 400.000 Einheiten.

Kompakter E-Antriebsstrang, hauseigene Leistungselektronik

Die Franzosen arbeiten vor diesem Hintergrund aktiv auch an Inhouse-Lösungen für die Antriebs- und Ladetechnik.

Ein kompakter E-Antriebsstrang steht als All-in-One-System im Lastenheft. Gemeint ist die Integration des E-Motors, des Untersetzungsgetriebes und der Leistungselektronik in einem Paket. Das One-Box-Projekt verspricht neben einer Volumenreduzierung der Antriebstechnik um insgesamt 45 Prozent signifikante Kostenvorteile (minus 30 Prozent). 

Die Wertschöpfungskette soll auch Im Bereich der Leistungselektronik erweitert werden. Wechselrichter, Gleichstrom-Wandler und On-Board-Ladegerät (OBC) sollen in eine Box aus eigener Produktion integriert werden. Das kompakte Design soll die Technik 800-Volt-tauglich machen. 

Zwei Plattformen

Renault stellt seine Elektroautos zunächst auf zwei Plattformen, die mittelfristig das Kompakt- und das Mittelklassesegment (CMF-EV) sowie die Kleinwagen-Klasse (CMF-BEV) bedienen. Niedriges Gewicht und raffiniertes Wärmemanagement sollen bei den größeren Autos theoretische Reichweiten bis 580 Kilometer ermöglichen, die Kleinwagen – zum Beispiel der vollelektrische Renault 5 – gehen mit 400 Kilometer Reichweite an den Start.

 

Unser Aufmacherbild: Renault Twingo ElectricFoto: Renault

 

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